Freitag, 08. April 2011 | News | Blog

Unternehmerabend Kaufbeuren: Familienorientierte Personalpolitik – ein Gewinn für alle Beteiligten!

Über die Grundlagen der Vereinbarkeit von Familie und Beruf insbesondere für Frauen in Führungspositionen informierte der Unternehmerabend im INNOVA Allgäu Hightech-Park, zu dem der INNOVA Park, die Stadt Kaufbeuren, die Wirtschaftsjunioren Kaufbeuren / Ostallgäu und der aiti-Park im Rahmen der IT-Offensive Bayerisch-Schwaben eingeladen haben.

Prof. Dr. Winkler im Vortrag vor örtlichen Unternehmen

Prof. Dr. Winkler im Vortrag vor örtlichen Unternehmen

Der Veranstaltungssaal Gauss im INNOVA Park war mit rund 60 Teilnehmern sehr gut besucht und die Anwesenden wurden mit wertvollen Tipps belohnt. Inhaltlich gestaltet wurde der Abend vom Lokalen Bündnis für Familien. Die anwesenden Unternehmer und Vertreter öffentlicher Organisationen repräsentierten eine Beschäftigtenzahl von mehreren tausend Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern vor Ort.

Von mehr Familienfreundlichkeit profitieren nicht allein die Mütter, Väter und die Kinder, sondern im Hinblick auf den demografischen Wandel und die Fachkräftesicherung besonders unsere Wirtschaft. Familienfreundlichkeit ist ein Plus bzw. weicher Faktor die Unternehmen und generell den Wirtschaftsstandort. Familien benötigen Zeit um der Verantwortung füreinander nachzukommen. Die wichtigste Voraussetzung dafür ist die bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Somit können Eltern sich um Kinder und Angehörige kümmern und zugleich ihre beruflichen Ziele verfolgen.

Diskussionsrunde

"Firmen müssen sich zukünftig familienfreundlicher darstellen"

Professorin Dr. Kathrin Winkler von der Hochschule Kempten führte in das Thema ein. In charmanter und teils provokanter Weise stellte sie die aktuelle Situation von Frauen in Führungspositionen dar. Betriebswirtschaftlich und vor dem Hintergrund des demografischen Wandels ist es nicht sinnvoll, dass ein großes Potential an gut ausgebildeten weiblichen Kräften an der sogenannten „Gläsernen Decke“ und „Old Boy Networks“ eine Karrieregrenze findet. Bei zunehmendem Fachkräftemangel müssen Firmen sich künftig auch familienfreundlicher darstellen und Antworten für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf geben können. Ganz nüchtern müssen Kosten und Nutzen betrachtet werden, denn investierte Ausbildungskosten für Fachkräfte werden zum Teil nur für einige Jahre genutzt, wenn den Mitarbeiterinnen keine Möglichkeiten für den Wiedereinstieg unter familienfreundlichen Bedingungen geboten werden. Hinzu kommen Kosten für die Firmen durch einen vermeidbaren Wissensverlust oder Wissenstransfer. Aus wissenschaftlicher Sicht ist damit das Fazit klar, weibliche wie männliche Fachkräfte, um die ein zunehmender Wettbewerb der Unternehmen stattfindet, werden die Arbeitgeberwahl verstärkt an diesen Kriterien orientieren.

 

Vielfältige Maßnahmen in Kaufbeuren

Die anschließende Diskussionsrunde zeigte, dass Rahmenbedingungen auf kommunaler Seite auch im europäischen Vergleich generell verbessert werden müssen. Dies gilt auch für die sogenannte Randzeitenbetreuung. Dies hilft insbesondere Beschäftigten im Handel, Gesundheitswesen und bei Schichtarbeit. Oberbürgermeister Bosse schilderte kurz die vielfältigen örtlichen Maßnahmen in Kaufbeuren. Beispielhaft ist auch die Kindertagesstätte der Firma BauFritz, die flexible Zeiten je nach Bedarf gar von 6.45 bis 18 Uhr anbietet.

Aus Sicht der VR Bank Kaufbeuren-Ostallgäu gilt es auch Führungskräfte für die Familienbedürfnisse von Mitarbeiterinnen zu sensibilisieren. Flexible Arbeitszeitmodelle wurden mit Erfolg umgesetzt. Dies bedeutet für die Personalleitung und Abrechnung erhöhten Aufwand, sich aus Sicht der Bank aber lohnt.

Von einer sozialen Grundhaltung und großem Interesse an neuen innovativen Modellen berichtete Gert Feix in seinen beiden Unternehmen. Jedoch ist in der Praxis nicht in jeder Firma oder Unternehmensabteilung völlige Flexibilität möglich. Die Firma Feix ist stets zu individuellen Lösungen aber im Rahmen der Gegenseitigkeit bereit. Wer beispielsweise unter der Woche keinerlei Überstunden leistet, kann dies im Falle betrieblicher Notwendigkeit evtl. am Wochenende tun.

Uwe Henkel von Siedlungsbau Schwaben berichtete von der Zertifizierung im Rahmen des Audit Beruf und Familie und dem entsprechenden Organisationsaufbau.

Kritische Fragen der Zuhörer kamen vor allem zur Übernahme von Führungsverantwortung in Teilzeit. In anschließenden Einzelgesprächen konnten zu auch Lösungsansätze diskutiert werden.
Einige Anwesende nutzten die Gelegenheit, um konkrete Aufgabenvorschläge an das Lokale Bündnis für Familien zu richten. Das Bündnis freut sich immer über die Mitarbeit und Unterstützung weiterer Akteure.

Die vier Veranstalter der Unternehmerabende im INNOVA Allgäu Hightech Park haben sich zum Ziel gesetzt, immer wieder mit wirtschaftsrelevanten Fachvorträgen zu informieren und im Anschluss die Netzwerkbildung sowie Kontaktpflege der regionalen Wirtschaft zu fördern. Die nächste Veranstaltung wird voraussichtlich im Herbst dieses Jahres stattfinden.

 

Kontakt:

Peter Igel
Stadt Kaufbeuren
Wirtschaftsförderung,
Büro des Oberbürgermeisters
Kaiser-Max-Straße 1
87600 Kaufbeuren
Tel.: 08341/437-104
wifoe@kaufbeuren.de