Dienstag, 02. März 2010 | News | Blog, Branchennews

Stimmung in der ITK-Branche hellt sich deutlich auf

59 Prozent der Firmen rechnen mit Umsatzplus im ersten Quartal; nach dem Krisenjahr wieder Umsatzwachstum in der Informationstechnik.

 

Hannover, März 2010 - Die Stimmung im Hightech-Sektor hellt sich deutlich auf 59 Prozent der IT- und Telekommunikations-Unternehmen in Deutschland erwarten im ersten Quartal 2010 ein Umsatzplus. Der BITKOM-Branchenindex macht gegenüber dem Vorquartal einen Sprung um 41 Punkte auf plus 35 Zähler. Damit liegt das Branchenbarometer wieder auf dem Niveau vom Sommer 2008. Basis der Angaben ist eine vierteljährliche Umfrage des Hightech-Verbands BITKOM in der Branche. „Die Nachfrage zieht insbesondere in der Informationstechnologie spürbar an“, sagte BITKOM-Präsident Prof. Dr. August-Wilhelm Scheer bei der Hightech-Messe CeBIT in Hannover. „Der Investitionsstau bei IT-Lösungen für Unternehmen löst sich allmählich auf. Von der CeBIT erwarten wir zusätzlichen Schwung.“ Nach wie vor gut sei die Nachfrage der privaten Verbraucher. Stark gefragt sind derzeit Smartphones, mobile Computer und Flachbildfernseher. Der BITKOM erwartet für 2010 im ITK-Gesamtmarkt Umsätze auf Vorjahresniveau und 2011 ein Wachstum von 1,6 Prozent auf 142 Milliarden Euro. Von der Bundespolitik forderte der BITKOM-Präsident eine Rückkehr zu Sachfragen. Scheer: „Die Erneuerung der Infrastrukturen mit modernen Technologien in den Bereichen Gesundheit, Energieversorgung, Verkehr und Bildung ist eine zentrale Herausforderung dieses Jahrzehnts.“

Aus Sicht des BITKOM muss zudem die Hightech-Industrie in Deutschland gestärkt werden. Hierzu schlug Scheer eine Software-Initiative vor. Die Initiative sollte einen Software-Fonds umfassen, der insbesondere mittelständische Firmen beim Sprung auf die internationalen Märkte unterstützt. In der Forschung sollten Software-Projekte als Innovationstreiber von Anwenderindustrien wie dem Automobil- und Maschinenbau oder dem Energiesektor besonders gefördert werden. Notwendig sei zudem eine Verbesserung der Nachwuchsförderung in Schulen und Hochschulen. „Diese Aufgaben müssen wir konsequent abarbeiten, um die Grundlagen für künftiges Wachstum zu legen“, sagte Scheer.

Nach der BITKOM-Prognose wird der Umsatz mit Informationstechnik in Deutschland im Jahr 2010 um 1,4 Prozent auf 64,4 Milliarden Euro zulegen. „Entscheidend ist, dass die Investitionen der Unternehmen in neue IT-Systeme wieder anziehen“, sagte Scheer. Während das produzierende Gewerbe noch unter den Nachwirkungen der Wirtschaftskrise leidet, kehrt die Finanzwirtschaft als Investor zurück. Steigende IT-Ausgaben sind auch von Energieversorgern und der öffentlichen Hand zu erwarten. „Von der Erholung profitieren Anbieter von Software und IT-Services am stärksten“, sagte Scheer. „Die wichtigsten Trends des Jahres sind Cloud Computing, das mobile Internet und der Dauerbrenner IT-Sicherheit.“ Cloud Computing sei auch eine Herausforderung für die Software-Anbieter, da sich die Bereitstellung von IT-Leistungen grundlegend ändert. Scheer: „Das Prinzip, Software-Anwendungen und Rechnerleistung je nach Bedarf zu nutzen, wird sich auf breiter Front durchsetzen.“ Der Umsatz mit Software steigt 2010 voraussichtlich um 0,9 Prozent auf 14,4 Milliarden Euro. IT-Dienstleistungen (Wartung, Outsourcing-Services u.a.) legen um 2,2 Prozent auf 33 Milliarden Euro zu. 2011 sind wieder Wachstumsraten von 4,1 Prozent für Software und 5 Prozent für IT-Dienste zu erwarten. Für den IT-Gesamtmarkt erwartet der BITKOM 2011 einen Zuwachs von 3,8 Prozent.

Die Umsätze mit IT-Hardware stabilisieren sich 2010 auf dem Vorjahresniveau von 17 Milliarden Euro. Die Absatzzahlen für Personal Computer steigen um 6 Prozent auf 13,6 Millionen Stück. „Der PC-Absatz erreicht 2010 ein neues Rekordhoch“, sagte Scheer. Der Verkauf von Notebooks wird 2010 sogar um 11 Prozent zulegen. 70 Prozent aller verkauften PCs sind inzwischen mobile Geräte. Trotz des Stückzahlenwachstums wird der Umsatz leicht zurückgehen. Grund sind die sinkenden Preise. Der Durchschnittspreis für einen PC lag 2009 bei 521 Euro, ein Rückgang von 10 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.

In Telekommunikation werden die Umsätze im laufenden Jahr voraussichtlich um 1,1 Prozent auf 63 Milliarden Euro sinken. Im Jahr 2011 soll sich der Markt auf diesem Niveau stabilisieren. „Den Markt für Telekommunikation bestimmen strukturelle Veränderungen“, sagte Scheer. „Die Umsätze mit Sprachdiensten sinken und die Umsätze mit Datendiensten steigen rasant.“ Die im deutschen Festnetz übertragene Datenmenge ist im vergangenen Jahr um 18 Prozent auf 2,6 Milliarden Gigabyte gewachsen. „Inzwischen boomt auch das mobile Internet“, sagte Scheer. Im Mobilfunk hat sich das Datenvolumen im Jahr 2009 auf 40 Millionen Gigabyte fast vervierfacht. Davon profitieren die Netzbetreiber: Der Umsatz mit mobilen Datendiensten wird im Jahr 2010 um 8 Prozent auf 5,8 Milliarden Euro steigen. Einen enormen Schub bekommt das mobile Internet mit dem Erfolg moderner Smartphones. In Deutschland erwartet der BITKOM im Jahr 2010 ein Absatzplus von 47 Prozent auf 8,2 Millionen Geräte.

Der Markt für digitale Unterhaltungselektronik wird 2010 nach der BITKOM-Prognose um 1,2 Prozent auf 12,2 Milliarden Euro sinken. Die Olympischen Winterspiele und die Fußball-WM sorgen für eine hohe Nachfrage nach Flachbildfernsehern. Der Absatz von LCD-Fernsehern steigt 2010 voraussichtlich um 5,6 Prozent auf das Rekordhoch von 7,5 Millionen Stück. Absatzzuwächse erzielen auch Blu-ray-Player, digitale Settop-Boxen und Spiel-Konsolen. Rückläufig sind die Verkäufe von Digitalkameras und MP3-Spielern.

Aufbau intelligenter Infrastrukturen notwendig
Trotz der vielen Streiteren in der schwarz-gelben Koalition zieht der BITKOM in technologiepolitischen Fragen eine positive Bilanz der ersten Monate der neuen Bundesregierung. „Die Internetpolitik ist weit nach oben auf die Agenda gerückt“, sagte Scheer. „Der Erfolg der Piratenpartei hat wohl die Einsicht befördert, dass es hier in der Vergangenheit Versäumnisse gab.“ Inzwischen werden zahleichreiche Kommissionen und Arbeitsgruppen gegründet. Scheer: „Die Internet-Kommissionen schießen wie Pilze aus dem Boden. Dies macht deutlich, worauf wir schon seit Jahren hinweisen: Wir brauchen einen zentralen Verantwortlichen für die Themen der digitalen Welt im Bundeskabinett.“

Positiv sieht der BITKOM die Initiativen beim Aufbau intelligenter Netze. „Deutschland muss eine internationale Vorreiterrolle beim Aufbau intelligenter Netze für Verkehr, Gesundheit, E-Energy, E-Learning und E-Government einnehmen“, sagte Scheer. Nach dem Vorbild der Breitbandstrategie sollten in diesen Sektoren klare quantitative und qualitative Ziele formuliert, ein Zeitplan aufgestellt und Maßnahmen entwickelt werden. Downloads zum Artikel