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Startup News: plus10 – KI, die Produktionsprozesse in Echtzeit smarter macht

Wenn ein KI-Softwaretool Daten in der Produktion nicht nur analysiert, sondern direkt während des laufenden Betriebs Optimierungsvorschläge liefert, dann steckt möglicherweise plus10 dahinter.

Team (v.l. T. Hilzbrich, F. Müller, P. Mayer) I Bildquelle: plus10 GmbH

Team (v.l. T. Hilzbrich, F. Müller, P. Mayer) I Bildquelle: plus10 GmbH

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Das junge Unternehmen mit Wurzeln am Fraunhofer IPA in Stuttgart und seinem Standort im DZ.S Augsburg sorgt aktuell für mediale Aufmerksamkeit: Nach der Nominierung aus über 60 global gescreenten Manufacturing AI Startups gab SIEMENS kürzlich bekannt, dass plus10 zu den Top 3 gehört und zudem das einzige Startup mit einer Technologie ist, welches im stark regulierten Medizintechnik-, Pharma- und sicherheitskritischen Bauteilproduktionsumfeld ohne sog. „Design freeze“ eingesetzt werden darf. Zudem erschien vor Kurzem ein Beitrag im SPIEGEL (Künstliche Intelligenz: Audi, Siemens und Bosch streben Weltspitze bei KI an - DER SPIEGEL) über die Rolle von Deutschland im KI-Wettkampf mit großen amerikanischen Tech-Konzernen und darüber, welchen Hoffnungsschimmer plus10 verspricht. Und schließlich hat CEO und Mitgründer Felix Müller der K-Zeitung ein ausführliches Interview gegeben – mit spannenden Einblicken in die Funktionsweise und den Nutzen ihrer KI-Software.

Live-Optimierung in Sekunden

plus10 entwickelt und liefert intelligente Software-Tools, die in hochautomatisierten Produktionsumgebungen permanent auf den hochfrequenten Steuerungsdaten von Maschinen und Robotern mitlaufen und im Millisekundentakt lernen. Im Gespräch mit der K-Zeitung beschreibt Felix, wie etwa die beiden plus10-Tools Shannon® und Hopper während des laufenden Betriebs Störungen erkennen, analysieren und innerhalb von ein bis zwei Sekunden konkrete Handlungsvorschläge liefern. Das Besondere: Die Systeme lernen im Hintergrund endlos weiter – es gibt keine feste Lernphase (sog. Design freeze), das Modell wird kontinuierlich besser oder aus menschlicher Sicht „schlauer“.

Es ist, wie Boris Scharinger, Siemens Digital Industries – Innovation Management beim SIEMENS Industrial AI with Purpose Summit hervorhob, sehr beeindruckend. Dass sich plus10 als junges Fraunhofer-Spin-off  einerseits in der sehr anspruchsvollen und stark regulierten Pharma- und Medizintechnikindustrie erfolgreich bewegt und zugleich durch ihre Optimierungstools signifikante, reale Benefits von im Schnitt +10 % erzeugt. Daher im Übrigen auch der Unternehmensname. Bei Neuanläufen liegen die Einsparungen sogar noch höher: im Schnitt bei -20% der Ramp-up Zeit im Vergleich zu vergangenen ähnlichen Linien und Maschinen.

Warum jetzt der richtige Zeitpunkt für KI ist

Die Entwicklung bei Künstlicher Intelligenz steht nicht still – im Gegenteil: Sie beschleunigt sich rasant. „Wer jetzt nicht schnell handelt, läuft Gefahr, zur ‘Lame Duck’ zu werden“, warnt Felix, insbesondere im produzierenden Gewerbe und dem dazugehörenden Maschinenbau, der sich gerade schlagartig wandelt. Weltweit investieren große Maschinenbauer und Verarbeiter bereits massiv in intelligente Systeme, die weit über klassische Maschinen und deren klassichen Steuerungen (SPS, RC, NC) hinausgehen. KI wird damit zum entscheidenden Differenzierungsfaktor – und das in greifbaren, produktionsnahen Anwendungen. Gerade deutsche Unternehmen riskieren jedoch, mit einer „Das bisschen KI machen wir nebenher selbst“-Mentalität, wertvolle Zeit zu verlieren. Felix rät daher lieber gezielt mit Spezialisten zu kooperieren, anstatt jedes Learning mühsam selbst durchzuspielen – bevor andere den Vorsprung uneinholbar ausbauen.
 

Die Produktfamilie von plus10 umfasst aktuell drei zentrale Softwarelösungen

  • Shannon® – die intelligente Shopfloor-Assistenz, die Ursachen von Störungen erkennt und sofort dazu passende Lösungsvorschläge in der gerade eingeloggten Sprache liefert. Das hilft z.B. die größer werdende Fachkräftelücke zu schließen und neue Mitarbeitende schneller in die Produktion einzubinden und alle voneinander lernen zu lassen – über alle Schichten hinweg.
  • Hopper – spezialisiert auf Stand- alone oder integrierte bzw. mehrstufige Spritzgießprozesse, reduziert kontinuierlich Ausschuss und Zykluszeiten durch konkrete Einstellparametervorschläge. Das hilft gerade bei schwierig verarbeitbaren Materialien, wie technische Kunststoffe oder heterogene Post-Consumer-Rezyklate (sog. PCR), umgangssprachlich auch „Gelbe Sack“-Ware oder Meeresplastik.
  • Darwin – identifiziert innerhalb von großen vollautomatisierten Produktionslinien, wie z.B. der Pharma-, Medizintechnik- oder Automotive-Produktion kontinuierlich und bis runter auf Steuerungsebene die Bottlenecks, optimiert Zykluszeiten und unterstützt beim Anfahren neuer Anlagen.

Herkunft und Ausrichtung

Entstanden ist plus10 aus fünf Jahren anwendungsnaher Forschungs- und Entwicklungsarbeit am Fraunhofer IPA. Das Unternehmen wurde 2019 von Felix Georg Müller (CEO), Thomas Hilzbrich (CTO) und Pablo Mayer (COO) gegründet – alle drei ehemalige Fraunhofer Gruppen- und Projektleiter in den Bereichen Produktionsoptimierung, Algorithmenentwicklung, Automatisierungs- & Steuerungstechnik.
Heute arbeitet ein interdisziplinäres Team aus KI-Spezialisten, Softwareentwicklern und Automatisierungs- & Steuerungstechnikern sowie Produktionsexperten daran, Maschinenbauer, Automatisierer und produzierende Unternehmen in Branchen wie Automotive, Pharma, Medizintechnik, Elektronik-, Konsumgüter und Verpackung bei der kontinuierlichen und nachhaltigen Produktivitätssteigerung zu unterstützen. 
Oder in Startup-Sprache: "Our mission is to enable every factory run at peak efficiency – with zero wasted resources."

 

Und was kommt als nächstes?

Aktuell schaut das Team stark auf den US-Markt: Dieser wächst - ebenso wie die deutschen Standorte - rasant und gute Eintrittspunkte legen nahe, auch dort durchzustarten.Technologisch entwickelt sich das Team kontinuierlich weiter. Eines seiner Leuchtturmprojekte auf das die Gründer besonders stolz sind, ist das aktuelle FuE-Projekt „ReziKI“ zusammen mit dem SKZ-Würzburg, einem Kunststoffforschungsinstitut. Ziel ist es - mit einer Weiterentwicklung des Hopper - aus heterogenen Kunststoffmassen technisch sinnvollen Bauteilen mit exakten Eigenschaften und Maßen herzustellen. Dafür wird aktuell ein Machbarkeitsdemonstrator in Würzburg aufgebaut, aus dem Ende des Jahres erste „Bausteine“ rauspurzeln sollen - man darf also gespannt sein!
 
Klar ist hingegen schon jetzt: Die Entwicklung bei KI wird sich weiter beschleunigen. Wer Produktionsprozesse smarter und schneller machen will, wird an Lösungen wie denen von plus10 schwer vorbeikommen.
 

Mehr erfahrst du unter plus10 - Analytics Software oder ihr folgt dem Team auf LinkedIn, um reale Anwendungsfälle anstatt nur warme Worte zu sehen 

 

Quelle: Digitales Zentrum Schwaben (DZ.S)