Donnerstag, 27. März 2014 | News | Blog, Mitgliedernews

Spenden ohne Mehrkosten – buch7.de

Auf den ersten Blick scheint alles wie bei jedem Online-Shop zu sein, man sucht, bestellt und bezahlt online, es wird geliefert. Doch bei buch7.de leistet man mit der Bezahlung auch gleich noch eine Spende, ganz automatisch. Das Team um Geschäftsführer Benedikt Gleich hat es sich zum Ziel gesetzt, Gutes zu tun. Seit Gründung wurden bereits über 15.000 Euro für einen guten Zweck gespendet. Der Weg dahin war nicht einfach. Doch mit etwas Zufall und viel Vertrauensarbeit steigt die Summe der jährlichen Spenden nun stetig an. Benedikt Gleich im Interview:

Das Team von buch7.de (Foto: buch7)

Das Team von buch7.de (Foto: buch7)

Bild
1 2

Herr Gleich, bitte stellen Sie Ihre Firma unseren Lesern kurz vor, wer steht hinter buch7.de?
Buch7.de ist eigentlich ein „ganz normaler“ Online-Shop für Bücher, aber doch mit einem großen Unterschied: 75% des Gewinns werden für soziale, kulturelle und ökologisch wertvolle Projekte in ganz Deutschland gespendet. Als idealistische Studenten wollten wir eine Möglichkeit schaffen, solche Projekte mit dem notwendigen „Kleingeld“ zu versorgen. Für die Kunden funktioniert das ohne Mehrkosten aber mit sozialem Mehrwert. Kunden können mit ihrem Bucheinkauf spenden erzeugen, ohne einen Cent mehr zu zahlen, und so beim Buchkauf nebenbei etwas Gutes tun. Buch7.de ist also ein soziales Unternehmen bei dem es nicht primär um Profit geht. Bisher wurden ca. 15000 € gespendet mit steigender Tendenz.
Hinter diesem sozialen Geschäftsmodell stehen 10 Gründer, von denen ein Teil nebenberuflich bei buch7.de angestellt ist. Uns geht es darum, mit der eigenen Arbeit etwas Gutes in Form von Spenden bewirken zu können.

Mit welchen Schwierigkeiten hatten Sie in der Anfangsphase zu kämpfen und gab es auch Durststrecken zu überwinden?
Auf die Geschäftsidee, Spenden sozusagen aus dem „Nichts“ zu erzeugen, gab es bei der Gründung in den Jahren 2007 und 2008 von allen euphorisches Feedback. Es gab kaum jemanden, der nicht absolut begeistert schien. Als dann nach monatelanger Arbeit der Shop online ging, natürlich auch mit entsprechender Pressebegleitung, gab es deutlich weniger Bestellungen als es vorher begeisterte Interessenten gegeben hatte. Die Wechselbereitschaft vieler Online-Buchkäufer war zu gering.
Gleichzeitig wollten wir in unserem Team wirklich große Marketing-Maßnahmen zurückstellen, um den Shop noch besser und schneller zu machen sowie die Bestellungsbearbeitung umfassend zu automatisieren. Dadurch gab es nach der Gründung eine mehrjährige Umsatzflaute. In dieser Zeit haben wir – meist neben dem Studium – buch7.de weiterentwickelt und zu einem Online-Shop gemacht, der sich im Vergleich mit den großen nicht verstecken muss.

Wie kamen Sie aus der Umsatzflaute heraus?
Wir haben natürlich mit der Gründung angefangen, diverse Marketing-Maßnahmen anzupacken, um noch mehr Kunden zu gewinnen. Gerade die Lehrbuch-Marketingmaßnahmen waren jedoch nicht erfolgreich. Dann kam der Zufall mit ins Spiel: Seit der öffentlichen Kritik an einem großen Online-Händler, haben wir plötzlich Tausende von Privatpersonen als Kunden gewonnen, die die Möglichkeit für Spenden ohne Mehrkosten immer intensiver zu nutzen.

Was ist der entscheidende Erfolgsfaktor für Sie?
So gesehen war unsere „Langsamkeit“ durch die Teilzeitgründung wohl ein unverzichtbarer „Erfolgsfaktor“. Seit Februar 2013 gibt es eine starke Wechselstimmung unter den Online-Buchkäufern. Hätten wir – wie es Gründerberater auch nicht ganz zu Unrecht empfehlen –unser Studium für buch7.de unterbrochen, hätten wir die fünf Jahre wohl nicht durchgehalten, bis sich eine echte Wechselstimmung entwickelt hat. Jetzt gewinnen wir jeden Monat mehrere Hundert Neukunden. Es ist sicherlich noch Luft nach oben, aber inzwischen konnten wir das Kernteam mit Teilzeitstellen besetzen und jeden Monat mindestens 1000 € spenden. Die Zahlen gehen weiter bergauf und die Kunden sind, genauso wie die Spendenempfänger, begeistert, dass es uns gibt.

Wie hat sich Ihr Marketingplan in den vergangenen Jahren geändert?
Anfangs war es unser Plan, dass unsere Spenden als Öffentlichkeitsarbeit genügen. Das war eindeutig zu optimistisch, zumal wir am Anfang wegen der geringen Umsätze nur selten spenden konnten.
Seit 2013 setzen wir vor allem auf Online-Marketing, Suchmaschinenoptimierung und Mund-zu-Mund-Propaganda. Wir schalten Online-Anzeigen, nutzen die Kommentarfunktionen von Zeitungen oder Blogs, die sich mit Alternativen zu den Marktführern beschäftigen und versuchen, Multiplikatoren im Internet für uns zu gewinnen. Gleichzeitig dokumentieren wir jede einzelne Spende und informieren unsere Kunden umfassend über unsere Entwicklung als Unternehmen. Inzwischen gewinnen wir ca. ein Drittel unserer Kunden über die persönliche Empfehlung durch andere. Auch das eigens entwickelte Partnerprogramm hat sich bewährt. Eine besondere Rolle spielen bei uns natürlich nach wie vor die Spenden sowie Berichte über uns in den Medien. Hinzu kommen ein in fünf Jahren perfektionierter Shop sowie das durch regelmäßige Spendenaktionen gewonnene Vertrauen der Kunden verbunden mit der entsprechenden Empfehlungsbereitschaft.

Welche Tipps haben Sie an Gründer in puncto Marketing?
Marketing muss man ausprobieren: Man weiß vorher nie, welche Maßnahmen für das eigene Geschäftsmodell wie viel bringen. Daher sollte man möglichst viele Maßnahmen mit moderatem Aufwand ausprobieren und – ganz wichtig – sicherstellen, dass man weiß, wo die Kunden herkommen. Es lohnt sich auch, gezielt auf einzelne Suchbegriffe zu optimieren. Vor allem aber dranbleiben, analysieren, welche Maßnahme Erfolg bringt und diesen Weg dann konsequent verfolgen.

Vielen Dank für das Gespräch.


Mehr unter: www.buch7.de