Mittwoch, 19. Dezember 2012 | News | Blog, Gründernews

Crowdfunding - was steckt dahinter?

Crowdfunding (Schwarmfinanzierung) wird gegenwärtig rege diskutiert. Es ist eine noch relativ junge Finanzierungsform, mit der neue Produkte oder Geschäftsideen in der Regel durch stille Beteiligungen relativ einfach finanziert werden können. Für Start-ups kann dies eine Möglichkeit sein, sich in der Frühphase ihrer Unternehmung eine aufwändige Investorensuche zu ersparen oder einfach nur unkompliziert die Marktfähigkeit ihrer Idee zu testen. Zum Crowdfunding wird inzwischen über eine Vielzahl von Internetplattformen aufgerufen.

Obwohl bereits seit einigen Jahren existent, wird dieses Thema erst seit einigen Monaten intensiv diskutiert. Seit nämlich im April 2012 Pebble, eine programmierbare Armbanduhr mit E-Reader-Display, und ihr Erfinder auf Kickstarter, einer amerikanischen Plattform, oder die Firma brainpool für eine Kinoverfilmung der Erfolgsserie „Stromberg“ in kürzester Zeit jeweils einen hohen Betrag von der Fangemeinde erhielten. Seither erfahren die Crowdfundig-Plattformen einen enormen Aufschwung. Das Finanzierungsmodell erfreut sich immer größerer Beliebtheit, denn es füllt eine Lücke am Kapitalmarkt, die für Banken und Venture-Capital- Gesellschaften nicht wirklich interessant scheint. Gegenwärtig gibt es weltweit etwa 500 Plattformen, davon 20 in Deutschland. Dem Crowdfunding Report der Firma Massolution zufolge wurden in 2011 weltweit eine Million Projekte im Wert von 1,5 Mrd. Dollar schwarm-finanziert. Für 2012 prognostiziert die Studie eine Verdopplung des Investitionsbetrags.


Eine nicht zu vernachlässigende Komponente ist beim Crowdfunding der Marketing-Effekt. In Netzwerken können sich die potentiellen „Investoren“ recht gut über die Qualität des ins Auge gefassten Investments informieren und es weiter empfehlen. Startups können das Erfolgspotential ihrer Idee ausloten und gleichzeitig den Bekanntheitsgrad ihres Unternehmens steigern. Nach dem Motto: Je größer das Netzwerk oder die Fangemeinde des Anbieters ist, desto größer ist möglicherweise die Chance, dass seine Idee viele Investoren findet. Grundsätzlich aber gilt das Prinzip: Alles oder Nichts, denn wenn der angestrebte Finanzierungsbetrag nicht erreicht wird, dann gibt es auch kein Geld.


Crowdfunding hat inzwischen verschiede Facetten. Auf einigen Plattformen erhalten die Investoren lediglich ein Geschenk, ein Dankeschön oder das finanzierte Produkt zum Vorzugspreis. Andere wiederum bieten den Investoren Gewinnbeteiligungen (crowdinvesting). Wieder andere verleihen Geld an eine Privatperson oder eine Organisation (crowdlending). Aber alle haben eines gemein, der rechtliche und organisatorische Aufwand der Finanzierung wird relativ gering gehalten. Die vom Wertpapierprospektgesetz geforderte Prospektpflicht entfällt zum Teil, da die Angebote meist unter 100.000 Euro liegen. Für die Betreiber der Plattformen entfällt in den meisten Fällen die Erlaubnispflicht nach dem Kreditwesengesetz.

So betrachtet ist Crowdfunding für den Anfang also eine gute Möglichkeit den Start zu finanzieren. Bei weiterem Wachstum allerdings wird man später um die Suche finanzstarker Investoren wohl nicht herumkommen. Auch dann nicht, wenn sich inzwischen einige Plattformen die Erhöhung der Funding-Beträge genehmigen lassen. Dann greift auch übrigens auch die Prospektpflicht wieder.


Aber auch kritische Stimmen mischen sich vermehrt in die gegenwärtig euphorischen Klänge über diese relative leichte Form der Kapitalbeschaffung. Finanzexperten sehen die aktuelle Entwicklung nicht ganz unkritisch und befürchten eine neue Blase in der Finanzwelt. Sie fordern daher auch für das Crowdfunding eine Kontrolle und Regulierung. Die Finanzierung von Start-ups bietet enorme Chancen aber birgt eben auch genauso viele Risiken in sich. So muss die finanzierte Idee nicht zwangsläufig den gewünschten Erfolg bringen oder kann am Ende sogar scheitern.


Auch das im Zusammenhang mit Schwarmfinanzierung oft erwähnte Phänomen der Schwarmintelligenz kann sich zum Risiko entwickeln. Wie Forscher der ETH Zürich in einer Studie zum Thema Schwarmintelligenz nachwiesen, konvergieren die Meinungen, wenn Menschen sehen, wie andere Menschen denken und entscheiden. Was also wenn die Menge sich doch irrt? Wirkliche Schwarmintelligenz funktioniere nur dann, wenn der Einzelne nicht weiß, wie die anderen entschieden haben. So muss das Verhalten vieler eben nicht zwangsläufig zu einer intelligenten Entscheidung führen, sondern kann – wie so oft im Finanzmarkt erlebt - auf bloßen Herdentrieb der Menschen zurückzuführen sein. Für den Einzelnen wird es in Zeiten von Facebook, Twitter, Xing und Co schwierig eine völlig unabhängige Entscheidung zu treffen und mancher könnte so auf ein falsches Pferd setzen.


Am Ende bleibt wie so oft bestehen, was schon immer galt: Jede Medaille hat zwei Seiten und nicht alles ist Gold, was glänzt. Drum prüfe wer sich (…) bindet.

Einige interessante Links:
www.cofunding.de
www.bafin.de (bafin-Journal) Was Plattformbetreiber und kapitalsuchende Anbieter von Beteiligungsmöglichkeiten beachten müssen.

Ausgewählte Betreiber von Plattformen:
Bergfürst (e-crowd Finance AG) , BestBC GmbH, Ceberus Microinvest GmbH, Companisto Holding GmbH, Foundingcrowd GmbH, Group Capital Crowdinvesting GmbH, Gründerplus GmbH, Innovestment GmbH, Seedmatch GmbH, United Equity GmbH u.v.a.m.