Dienstag, 17. November 2009 | News | Blog, Gründernews

Business Angels suchen neue Beteiligungsmöglichkeiten

Es herrscht Aufbruchstimmung in Deutschland – zumindest unter den Business Angels.

Die Gründungsförderer blicken hoffnungsfroh in die Zukunft. Das ist ein Ergebnis des jüngsten Business Angels Panels, einer quartalsweise durchgeführten Befragung. Im 3. Quartal 2009 bewerteten die Teilnehmer ihre Geschäftsaussichten mit durchschnittlich 5,52 Punkten. Die Skala reichte von 1 (=sehr schlecht) bis 7 (=sehr gut). In der inzwischen knapp siebenjährigen Geschichte des Business Angels Panels war der Wert erst einmal höher. Das war Anfang 2007. Auch die Geschäftslage wird sehr positiv beurteilt. Mit durchschnittlich 5,38 vergebenen Punkten kratzten die 22 Teilnehmer am Rekordwert aus dem 2. Quartal 2007 (5,4 Punkte).

Woher diese Zufriedenheit? An der neuen Bundesregierung kann es kaum liegen. Eine knappe Mehrheit der Befragten (52,4%) traut es Schwarz-Gelb nämlich nicht zu, die im internationalen Vergleich ungünstigen Regelungen für private Wagnisfinanzierer in Deutschland zeitnah zu verbessern. „Solange die Politik kein Verständnis für Wagniskapital hat und ausschließlich die kurzfristigen Steuererträge im Fokus stehen, wird sich nicht viel ändern“, mahnt ein Teilnehmer. 

Auch die Exitbilanz fiel zuletzt eher durchwachsen aus. Zwar konnten sich die Panelteilnehmer gleich von zehn ihrer Beteiligungen trennen. In jedem zweiten Fall geschah dies allerdings in Form einer Liquidation. Eine so hohe Ausfallquote hat es zuletzt vor über vier Jahren gegeben. 

Die wahre Ursache für die gute Laune der himmlischen Kapitalgeber ist paradoxerweise die (abklingende) Krise selbst. Sie sorgt dafür, dass derzeit nur solche Gründer an den Start gehen, die von sich und ihrer Idee wirklich überzeugt sind. Vor allem aber sind Unternehmensanteile gerade günstig zu haben. Und deren Wert wird sich mit anziehender Konjunktur tendenziell deutlich erhöhen. 

Wie hoch das Interesse der Finanzierer an neuen Deals ist, zeigt auch das Verhältnis aus erhaltenen Businessplänen und den geführten Beteiligungsgesprächen: Unter dem Strich wurde zuletzt knapp jeder vierte Absender einer ausformulierten Geschäftsidee zu konkreten Verhandlungen eingeladen. Zum Vergleich: Vor Jahresfrist betrug der Anteil lediglich 15%. 

Die aktuelle Geberlaune der Business Angels spiegelt sich auch in der Zahl der neu eingegangenen Beteiligungen wider: Im dritten Quartal machten rund 60% der Be-fragungsteilnehmer frische Mittel locker – so viel wie seit knapp vier Jahren nicht mehr. 

Die Kriegskassen der Finanzierer sind trotzdem weiterhin gut gefüllt. Im Durchschnitt haben die Befragungsteilnehmer aktuell erst rund 48% ihrer für Angel-Investments vorgesehenen Mittel ausgegeben. So klein war der Anteil erst einmal – nämlich ganz zu Anfang der Panelerhebung. Das war Anfang 2002. 
Beste Chancen auf Startkapital aus Engelshand haben, wie schon im Vorquartal, die Anbieter von Umwelttechnologien. 63% der Befragungsteilnehmer halten die Branche für attraktiv. Auf den zweiten Platz schoben sich Gründer aus dem Bereich Energie. Sie kämpften sich drei Plätze nach oben und verdrängten die Medizintechniker auf Rang 3. 
Von den Finanzieren nicht so gerne gesehen werden derzeit Gründer aus dem Bereich Maschinen- und Anlagenbau, EDV-Hardware und Elektrotechnik. 
Auf den großen Geldsegen braucht unterdessen kein Gründer zu hoffen. Durchschnittlich investierten die Business Angels nur 34.000 Euro. Damit wurde das Rekordtief aus dem 2. Quartal 2003 eingestellt. Eine Erklärung dafür ist, dass die Finanzierer immer vorsichtiger und häufig im Verbund mit anderen Geldgebern investieren. Eine Rolle spielt aber auch, dass 88% aller Mittel in Erstinvestments flossen. Das Geld kam also solchen Firmen zugute, in denen der jeweilige Engel bislang noch nicht investiert war – noch ein Indiz für die steigende Lust auf neue Deals! 
Durchgeführt wird das Panel von den VDI nachrichten, dem Business Angels Netzwerk Deutschland (BAND), der Otto Beisheim School of Management (WHU) in Vallendar und der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule (RWTH) in Aachen. Weitere Informationen zur Panelbefragung sowie Ergebnisse aus den Vorjahren stehen im Internet. (sta) 

http://www.ba-panel.de